Theatersaison 2004 beendet

Über 4.000 Menschen ließen sich vom "Fährmann" mitübersetzen

"Ich mußte noch einmal kommen" - so erzählt eine Zuschauerin bei der letzten Aufführung in der Pause - "ich brauche die Worte des Todes und des Bettlers, dieses Spiel berührt die tieferen Schichten meiner Seele. Heute habe ich mir gedacht, als der Tod das Pendel schwang, vielleicht bin ich schon näher dran als mir bewußt ist mit meinen 74 Jahren." Oder: "Das ist ja unglaublich, spielt denn da das ganze Dorf mit" oder einfach "Vergelts Gott für dieses gute Spiel" - die 131 Mitwirkenden des "Fährmann von Haunreit" wurden nach den insgesamt 14 Aufführungen in den vergangenen fünf Wochen mit vielen eindrucksvollen Reaktionen beschenkt. Über 4.000 Menschen aus ganz Bayern und Teilen Österreichs haben sich auf den Weg zum Theaterstadel nach Piesing gemacht, teilweise nahmen sie mehrere Stunden Fahrzeit in Kauf. Trotz der großen Nachfrage endete die diesjährige "Fährmann-Saison" mit der 14. Vorstellung am Skapulierfest-Sonntag und einem anschließenden Fest der Spieler.
Das Wichtigste dabei ist aus meiner Sicht allerdings, dass wir allen, die auf kurzen oder weiten Wegen zu uns kommen, Nachwirkendes mitgeben können: Sie erleben nicht nur einmaliges, spannendes Spiel, sie können dazu reichhaltige Botschaften empfangen und mitnehmen:
Das Miterleben der Bedrängnisse, der Kargheit und der Leiden unserer Vorfahren könnte uns Kraft geben für die Bewältigung der Sorgen unserer Generation. Und Hoffnung: Denn jede Zeit hat ihre Leiden und ihre Freuden, darum kann der eigentliche Fährmann des Spieles am Ende zum Bettler sagen: Des Fleckerl Erdn - der Niedergern - wird auch wieder fröhliche Tage sehen. Darum geh deinen Weg!
Und es kommt die Grundhoffnung unseres Lebensweges hier auf Erden ins Wort wenn sich der Tod erklärt: "Bin weder der Anfang noch bin ich's End! Bin grad der Fährmann, der die Menschen übersetzt.
Dort, wo ich die Menschen hinbring, ist mehr Licht als diese Welt vertragen könnt' und mehr Leben! Bin nicht der Feind vom Leben. Ich bring die Menschen grad wieder nach Haus - wieder dahin zurück, wo sie hergekommen sind."
Ich freue mich über das viele ehrenamtliche Tun aller Spieler, der Erlös wird wichtiges Zukunftswerk sein: Wir erspielen einen Grundstock für ein neues Theaterprojekt mit jungen Leuten und wir leisten einen Beitrag zur Renovierung der Pfarrkirche Haiming.

Hedwig Beier