Benedikt und seine Botschaft für heute

Worum geht es bei den "Gottessuchern"?
Der Autor Martin Winklbauer sagt dazu:
"Ich hatte den Haiminger Theaterspielern schon länger ein neues Stück zugesagt, aber Thema hatten wir noch keins gefunden. Doch dann kam der 19. April 2005 mit der Wahl Kardinal Joseph Ratzingers zum neuen Papst. Ein deutscher Kardinal, ein Mann der in Marktl geboren ist - fast ein Niedergerner, wird zum mächtigsten Mann der Katholischen Kirche gewählt. Und der gibt sich den Namen Benedikt - Benedikt XVI. Da stand für mich sehr schnell fest, dass im Mittelpunkt des neuen Theaterstücks dieser Heilige stehen sollte, Benedikt von Nursia."

Das Leben eines Heiligen, der vor 1500 Jahren lebte, auf der Bühne darzustellen, das geht nicht einfach so. Da muß man eintauchen in den Lebensweg dieses Menschen, sich mit seinen Höhen und Tiefen auseinander setzen.
Die Spieler und Spielerinnen haben sich deswegen an einem Nachmittag mit der Hauptfigur des Stückes beschäftigt: Benedikt von Nursia, geboren 480 n. Chr. in Nursia, gestorben 547 auf Monte Cassino.

Seine wichtigsten Lebensstationen und seine Bedeutung für die heutige Zeit:
Studium in Rom: Benediktus, das heißt wörtlich "ein von Gott Gesegneter" wird als Sohn vornehmer Eltern zum Studium nach Rom geschickt. Dieses bricht Benedikt ab und geht
mit seiner Amme in die Einsamkeit: Er will die Einsamkeit suchen, begleitet allein von seiner Amme, die ihn zärtlich liebte. Er trifft auf eine
Asketengemeinschaft in Effide: Angesehene Männer - es gibt damals schon viele Formen des Mönchtums - laden sie ein zu bleiben und sie bleiben.
Die Multer bricht: Die Amme leiht sich ein Sieb aus, eine "Multer" sagte man damals und sie bricht. Benedikt versenkt sich ins Gebet und gibt der überraschten Amme die unzerbrochene Multer zurück. Ein Wunder? Die Multer, mit der ich Mehl aussiebe, ist ein Bild für die Gabe der Unterscheidung, für das gute Maß - Benedikt erkennt, dass er für sich noch weiter lernen muss. Er verlässt die Amme heimlich, um sich in eine einsame Gegend zurückzuziehen.
In Subiaco trifft er den Mönch Romanus, der ihm ein Mönchsgewand gibt. Benedikt findet "seine" einsame Höhle; mit einem Seil lässt Romanus das zum Leben notwendige Brot in die Höhle hinab. Drei Jahre wird Benedikt in dieser Verborgenheit wachsen bis
Hirten kommen und ihn finden. Zunächst meinen sie, dass er ein Tier ist, bei näherer Begegnung erst erkennen sie den "Diener Gottes" und machen Benedikt in der Umgebung bekannt. Dann kommen viele Menschen, die Mönche von Vicovaro begehren ihn als Abt. Er nimmt diese Aufgabe an, allerdings empfinden die Mönche sein Walten als zu streng und sie versuchen ihn zu vergiften. Benedikt flieht und zieht sich wieder in die geliebte Einsamkeit zurück. Es ist zu lesen: "Er wohnte ganz in sich selbst - allein - im Angesichte Gottes."
Dies muss anziehend gewirkt haben, viele Männer wollen sich ihm anschließen und deswegen gründet er 12 Klöster. Das Leben in der klösterlichen Gemeinschaft aber weckt den Neid anderer Menschen; ein benachbarter Priester schickt ihm vergiftetes Brot und zuletzt nackte tanzende Mädchen in den Klostergarten "um die Seelen der Brüder zu verderben". Benedikt ordnet die Klöster, er selbst aber zieht weg und kommt auf den
Monte Cassino. Dort baut er mit den Brüdern, die ihn begleiten, auf den Mauern eines heidnischen Heiligtums ein neues Kloster.
Gotenkönig Totila hört von Benedikts Gabe der Weissagung und will ihn auf die Probe stellen. Er lässt seinen Waffenträger seine Kleider anziehen und ihn mit großem Gefolge zu Benedikt ziehen. Benedikt erkennt sogleich die Verkleidung und sagt: "Leg ab mein Sohn, leg ab, was du trägst, es steht dir nicht zu!"
Seine Schwester Scholastika, ebenfalls eine Gottgeweihte Frau, besucht ihn einmal im Jahr. Kurz vor ihrem Sterben hilft sie ihm, die Liebe über sein eigenes Regelwerk zu stellen: Scholastika bittet ihren Bruder Benedikt beim Abendessen, sie in dieser Nacht nicht zu verlassen. Benedikt verneinte, denn dies widerspräche der Regel. Auf das innige Gebet der Schwester hin machte ein Gewitter mit Wolkenbruch ihm das Gehen unmöglich. Entgegen seiner eigenen Regel muss Benedikt die Nacht außerhalb des Klosters verbringen. Er bleibt bei ihr, sie wachen und reden, drei Tage später stirbt seine Schwester.
Benedikt selbst verbleibt bis zu seinem Tod im Jahr 547 im Kloster auf dem Monte Cassino.

Was suchen die Menschen?
Glück, ferne Urlaubsziele, Gesundheit, einen Partner fürs Leben, die billigste Einkaufsmöglichkeit, einen sicheren Arbeitspatz, einen Menschen, der zuhört, sich selbst?
Oder auch Gott?
Zu allen Zeiten waren und sind wir auf der Suche - ein nicht enden wollender Strom von Suchenden. Sieben davon sind unsere Führungskräfte aus den Abteilungen einer großen Firma. Auf einem Motivations- und Zielfindungsseminar suchen sie nach mehr Teamarbeit, nach Wegen zum Erfolg und persönlicher Karriere.
Dabei geraten sie auf die Spur des Hl. Benedikt von Nursia - sie werden zu Gottessuchern.

Warum gerade Benedikt von Nursia?
Autor Martin Winklbauer sagt dazu:
"Bei dem Namen Benedikt fallen mir sofort die benediktinischen Regeln ein - und die Worte ora et labora, bete und arbeite. Er ist der Begründer der abendländischen Mönchskultur. Diese Regeln haben sich alle nachfolgenden Ordensgemeinschaften mehr oder weniger als Vorbild genommen. Und diese Regeln des Hl. Benedikt von Nursia sind heutzutage selbst in den Führungsebenen großer Konzerne nicht unbekannt. Diese Regeln haben heute, 1500 Jahre später, eine ungeahnte Aktualität. Nach dem Sinn Benedikts ist der Verantwortliche ein Mensch, der dem Leben dient und in seinen Mitarbeitern Leben weckt."

Das Werk und die Wirkung Benedikts
Benedikt hat versucht, mit seiner Ordensregel das konkrete Leben einer Gemeinschaft von Gottsuchenden zu ordnen. Nach überlegtem Plan entstanden auch Kirche, Gebäude, Unterkünfte für die Mönche, Werkstätten, Vorratshäuser, Ställe, eine schützende Mauer birgt das geschlossene Ganze.
Benedikts Ordensregel breitet sich rasch als allein gültige Regel im Abendland aus - begünstigt auch dadurch, dass Karl der Große auf eine einheitliche Ordnung drängte. Daher konnten die Benediktinerklöster auch zu kulturellen Zentren werden: Sie rodeten das Land und bebauten es, missionierten ihr Umfeld, errichteten Schulen, Schreibstuben und Werkstätten. Heute gibt es weltweit 21 Kongregationen, der bayerischen Kongregation gehören 17 Klöster bzw. Abteien an. Uns am nächsten sind die Benediktinerklöster Niederalteich, Metten und Michaelbeuern.
Die Ernennung Benedikts zum Patron Europas will seine Bedeutung für die Entwicklung des Kontinentes und seiner Menschen zum Ausdruck bringen.

Was macht seine Regel so prägend über Jahrhunderte hinweg und was sind die wichtigsten Botschaften?
Papst Gregor der Große lobt in seinen Schriften die Klarheit, Weisheit, Milde, Anpassungsfähigkeit und die psychologischen Kenntnisse des Abtes Benedikt (die ihm wohl in seinen verschiedenen Lebensstationen zugewachsen sind).

Grundzüge benediktinischer Lebensgestaltung:
Gebet:
Das unablässige Gebet = das Leben zum Gebet machen, daher gibt es täglich feste Zeiten zum Lob des Schöpfers
Arbeit:
Von der Arbeit der eigenen Hände leben, durch die tägliche Arbeit Gott verherrlichen - so durchdringen sich Gebet und Arbeit gegenseitig: "Bete und arbeite!"
Die geistliche Lesung:
Das Wort Gottes hören, lesen, meditieren, das Leben daraus gestalten
Schweigen:
Schweigen, damit der Mensch offen ist für Gott, für sein Wort und für die Mitmenschen.
Gemeinsam Gott suchen:
Für Benedikt war die Urkirche ein Ideal: Eine kleine Gemeinschaft, in der alle auf dem Weg zu Gott sind, in ihrer Unterschiedlichkeit, in einer gesunden Spannung von Einsamkeit und Gemeinschaft, von Nähe und Distanz und auch des Sich-Ertragens.
Gastfreundschaft:
Offen sein für Fremde - im Fremden Christus sehen.

Die Botschaft für uns heutige Menschen
Höre, Horchsamkeit, Gehorsam
"Höre" ist das erste Wort der Regel und will aufrufen zu einer Achtsamkeit sich selbst gegenüber,
Achtsamkeit den Menschen gegenüber,
Achtsamkeit auf alle Lebensereignisse
und auf Gott hin.
Aus dieser Sensibilität kann sich verantwortliches Denken und Handeln entwickeln.
Demut und innere Freiheit
Die eigene Menschlichkeit annehmen und von sich absehen lernen.
Ehrfurcht vor allem Lebendigen
Die Ehrfurcht vor dem Schöpfer hat die Ehrfurcht vor jedem Menschen und allem Lebendigen zur Folge.
Freude
In Freude leben, in Dankbarkeit leben. Benedikt achtet darauf, dass Trösten, Ermutigen, Helfen und Stärken ein Zusammenleben in Freude ermöglichen.
Das rechte Maß - die Gabe der Unterscheidung
Das rechte Maß meidet das Zuviel und das Zuwenig. Benedikt nennt sie die Mutter aller Tugenden. Alles was im Übermaß getan wird, führt leicht zur Maßlosigkeit und ist lebenszerstörend.
Liebe - Christus im Bruder sehen
Gerade auch in dem Menschen, der Probleme macht. Denn: "Wenn einer mich kränkt, deckt er eine Wunde auf, die schon in mir ist."

Mit einem weiteren Zitat von Martin Winklbauer möchten wir Sie alle herzlich einladen, das neue Theaterspiel zu besuchen:
"In meiner nun gut 20jährigen Erfahrung als Theaterschreiber hat es sich immer wieder gezeigt, dass das Wesentliche unter der Oberfläche liegt. Wenn man an dieser Oberfläche zu kratzen beginnt erscheinen völlig neue Bilder und Einsichten.
Diese Einsichten und Ansichten versuche ich in dem Stück "Die Gottessucher" auf die Bühne zu bringen. Es ist eine Reise in das 5. Jahrhundert auf die sieben Führungskräfte geführt werden. Diese Verantwortlichen gewinnen völlig neue Einsichten. Ihre Reise wird eine Reise in ihr eigenes Ich. Sie gelangen in ihre eigenen dunklen Höhlen und über Wege voller Irrlichter.
Es ist ein Stück über einen Heiligen, der vor 1500 Jahren Gott suchte."

Gehen Sie mit auf diese Suche!

Hedwig und Wolfgang Beier