Interview mit dem Autor Martin Winklbauer

Was war der Anstoß für dieses neue Theaterspiel?
Der Anstoß kam von den Haiminger Theaterspielern um Fredi Kagerer. Die haben offensichtlich von den "Winklbauer" Stücken immer noch nicht genug. Ja, der Fredi und die Beier's haben mich angesprochen, so wie's auch beim "Fährmann" und beim "Fluß" war. Vor einiger Zeit war's schon - da sagt man halt auch leichter zu, weil ja alles noch so weit weg ist. Wenn ich ehrlich bin, betteln brauchten sie mich nicht. Seit den 90er Jahren ist der Niedergern fast schon so was wie eine zweite Heimat (wenn's mich in Halsbach einmal aushau'n, dann zieh' ich in den Niedergern - das soll aber keine Drohung sein).
Also zugesagt hab ich, aber Thema hatten wir noch kein's.
Doch dann kam der 19. April 2005 mit der Wahl Kardinal Joseph Ratzingers zum neuen Papst. Ein deutscher Kardinal, ein Mann der in Marktl geboren ist - fast ein Niedergerner, wird zum mächtigsten Mann der Katholischen Kirche gewählt.
Und der gibt sich den Namen Benedikt - Benedikt XVI.
Da stand für mich sehr schnell fest, dass im Mittelpunkt des neuen Theaterstücks dieser Heilige stehen sollte, Benedikt von Nursia.

Was reizt Dich an der Person des Hl. Benedikt?
Und was reizt mich an diesem Benedikt? Natürlich nicht nur die Tatsache, dass er der Namensgeber für unsern Papst ist. Bei dem Namen Benedikt fallen mir zwangsläufig sofort die benediktinischen Regeln ein - und die Worte ora et labora, bete und arbeite. Er ist der Begründer der abendländischen Mönchskultur. Diese Regeln haben sich alle nachfolgenden Ordensgemeinschaften mehr oder weniger als Vorbild genommen. Also nicht nur die Gebiete um die Benediktiner Klöster, wie Metten, Niederaltaich, Andechs, Ettal und wie sie alle heißen, sonder auch unser Gebiet ist Benediktinisch geprägt. Nach diesen Ordensregeln lebten und leben Kapuziner und Zisterzienser. Und diese 1500 Jahre alten Regeln des Hl. Benedikt von Nursia sind heutzutage selbst in den Führungsebenen großer Konzerne nicht unbekannt. Diese Regeln haben heute, 1500 Jahre später eine ungeahnte Aktualität. Nach dem Sinn Benedikts ist der Verantwortliche ein Mensch, der dem Leben dient und in seinen Mitarbeitern Leben weckt. Benedikt hat seine Regeln nicht für Top Manager geschrieben er hat sie geschrieben um das Leben in der klösterlichen Gemeinschaft zu strukturieren. Um Zuständigkeiten und Verantwortung zu klären und Fähigkeiten und Talente zu fördern um damit effizient zu sein.
Ein Kloster war nicht nur eine Glaubensgemeinschaft, sondern auch ein Wirtschaftsunternehmen - ora et labora.

Kannst Du schon etwas zum Inhalt des neuen Spiels sagen?
Wer ist nun dieser Benedikt von Nursia?
Zu allererst ein Mensch! Ein Mensch dem die Erkenntnis und die Weisheit die aus seinen Regeln spricht nicht in den Schoß gefallen sind.
Benedetto wurde mit seiner Zwillingsschwester Scholastika um 480 in Nursia (dem heutigen Norcia in Italien) geboren. Als Sohn reicher Landbesitzer wurde er mit seiner Amme nach Rom zum Studium geschickt. Doch dieses Studium bricht er schnell ab und es beginnt eine lange Zeit der Suche.
In meiner nun gut 20jährigen Erfahrung als Theaterschreiber hat es sich immer wieder gezeigt, dass das wesentliche unter der Oberfläche liegt. Wenn man an dieser Oberfläche zu kratzen beginnt, diese Kruste aufbricht erscheinen völlig neue Bilder und Einsichten. Ähnlich wie bei einem zugefrorenem See.

Diese Einsichten und Ansichten versuche ich in dem Stück "Die Gottessucher" auf die Bühne zu bringen. Es ist eine Reise in das 5. Jahrhundert auf die 10 Top Manager geführt werden. Diese Führungskräfte die an einem entlegenen Ort über Arbeitsplatzabbau nachdenken um Gewinnmaximierung zu erzielen gewinnen völlig neue Einsichten. Ihre Reise wird eine Reise in ihr eigenes Ich. Sie gelangen in ihre eigenen dunklen Höhlen und über Wege voller Irrlichter auf Berge aus Vorurteilen.
Es ist ein Stück über einen Heiligen der vor 1500 Jahren Gott suchte.